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Neue Diagnostik zur Unterscheidung von Psoriasis und Ekzem

10. November 2014 - Dr. Uwe Schwichtenberg

Die chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen Schuppenflechte (Psoriasis) und Ekzem (z.B. Kontaktekzem, atopisches Ekzem/Neurodermitis, nummuläres Ekzem) gleichen sich bei manchen Patienten in ihrem äußeren Erscheinungsbild. Deshalb waren Hautärzte bisher darauf angewiesen, aufgrund ihrer Erfahrung und der Untersuchung von Gewebeproben eine Entscheidung zu treffen, welche Behandlung gewählt werden solle. Nun hat ein Forscherteam des Helmholtz Zentrums München und der TU München die molekularen Vorgänge, die bei beiden Erkrankungen ablaufen, analysiert und entscheidende Unterschiede gefunden. Damit konnten sie die Wege der Entstehung der jeweiligen Krankheitsprozesse erstmalig im Detail nachvollziehen. Darauf aufbauend haben die Wissenschaftler um Dr. Stefanie Eyerich und Prof. Dr. Kilian Eyerich sowie Prof. Dr. Fabian Theis ein Diagnoseverfahren entwickelt, das es in der Praxis erlaubt, Psoriasis und Ekzem anhand von nur zwei Genen zuverlässig voneinander zu unterscheiden.

Molekulare Unterschiede besser verstanden
„Beide Erkrankungen haben ein recht komplexes Erscheinungsbild, das zwischen einzelnen Patienten oft sehr unterschiedlich ausgeprägt ist“, sagt Stefanie Eyerich, Leiterin der Arbeitsgruppe Spezifische Immunologie am Institut für Allergieforschung (IAF) des Helmholtz Zentrums München. „Daher scheiterten auch bisherige Versuche, ihre molekulare Signatur zu vergleichen.“ In dieser Studie identifizierten die Forscher nun 24 Patienten, die gleichzeitig unter einer Psoriasis und einem Ekzem litten und analysierten bei ihnen auf molekularer Ebene die jeweils charakteristischen Unterschiede der Psoriasis und des Ekzems im Vergleich zu klinisch unauffälliger Haut. „Dabei gelang es uns, zufällige Einflüsse durch Genetik und Umwelteinflüsse drastisch zu reduzieren und ein detailliertes vergleichendes Bild der Entstehung dieser beiden Hautkrankheiten zu erhalten“, erklärt Fabian Theis vom Institute of Computational Biology (ICB) des Helmholtz Zentrums München.

Personalisierte Medizin wird möglich
In den letzten Jahren wurden viele neue, sehr spezifisch wirkende Therapien für die Psoriasis oder das Ekzem entwickelt, die jedoch nur für jeweils eine der beiden Erkrankungen wirksam sind. Eine solche Behandlung kostet in der Regel pro Patient mehrere 10.000 Euro pro Jahr und ist damit sehr teuer. Deshalb hat es auch einen nicht unerheblichen volkswirtschaftlichen Nutzen, eine genaue Diagnose stellen zu können. Wenn aufgrund der Ausprägung nicht klar ist, um welche der beiden Erkrankungen es sich handelt, hilft nun das neu entwickelte Diagnostikum bei der Unterscheidung. Es handelt sich um einen Test, der Proben der erkrankten und gesunden Haut vergleicht und innerhalb eines Tages abgeschlossen ist. Die Forscher haben ihn zum Patent angemeldet.

Das Verfahren ist zudem ein erster Schritt, die personalisierte Medizin auch bei chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten einzuführen. „Während die personalisierte Medizin in der Onkologie schon zunehmend praktiziert wird, etwa in Form von Mutationsanalysen und anschließender Entscheidung für die individuell beste Therapiemöglichkeit, ist sie bei entzündlichen Hautkrankheiten bisher noch nicht üblich“, sagt Kilian Eyerich von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der TU München. Diesen Weg wollen die Forscher weiter verfolgen. Sie wollen die molekularen Vorgänge bei entzündlichen Hautkrankheiten noch genauer charakterisieren und mit klinischen Informationen, etwa zur Auswahl bestimmter Therapien, kombinieren. Ihr Ziel ist es, auf diese Weise für jeden Patienten individuell die bestmögliche Therapieoption zu bestimmen





Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

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